Kurz notiert:
„Wie unscheinbar kam sie sich an Pauls Seite vor! Er, glühend, brennend; sie, unbeteiligt, spottlustig; er auf Abenteuer aus; sie am Gestade vertäut; er entfesselt, unvorsichtig; sie einsam, ausgeschlossen – …“
Aus Virginia Woolf, Zum Leuchtturm.
Danke für dies Zitat. Ich weiß jetzt verbindlich, daß ich dies Buch nicht lesen muß. Das ist sehr beruhigend, da der noch zu lesende Bücherstapel bei mir beängstigende Ausmaße angenommen hat und noch immer wächst, so daß ich ob der Kürze des menschlichen Lebens keine Hoffnung habe, ihn gänzlich abzutragen. Also – Woolfs Leuchtturm kommt nicht dazu. *erleichtertaufseufz*
Ich tue mich mit diesem Buch schwer, muss ich sagen. Woolfi und ich, wir werden wohl keine Freunde werden. Es gibt aber durchaus ein paar Passagen im Buch, die mir etwas zu sagen haben.
Das Zitat da oben klingt, weil herausgerissen aus dem Zusammenhang, vielleicht etwas nach Resümee eines demütigen Hausmuttchens neben ihrem tollen Machergatten. Der Eindruck trübt aber.
Die beiden, um die es da geht, sind nicht verheiratet oder sonstwie derart verbunden. Sie sind Gäste im Sommerhaus der Familie Ramsay, haben den Tag zusammen verbracht und sind nun von der Dame des Hauses um den Abendbrottisch gruppiert worden. Beim Anblick der anderen Gäste und der Gastgeberfamilie macht sich jeder so seine Gedanken.
Die Frau, von der die Rede ist, ist Malerin und sie schlägt sich mehr oder weniger damit für die damalige Zeit (um 1910) selbständig und unorthodox durchs Leben. Nur übergroßes Selbstvertrauen besitzt sie nicht gerade.
Ihre kurze innere Bilanz scheint mir für mich selbst – aus anderen Gründen – sehr treffend.
Mag sein. Aber mir gefällt dieser Stil so was von überhaupt nicht… Ich finds ein bißchen enttäuschend, habe nämlich vor einiger Zeit mit sehr großem Vergnügen „Orlando“ gelesen, das finde ich einfach toll geschrieben.
Na ja wie gesagt, ich bin nicht besonders begeistert von diesem Buch, besonders die ersten fünfzig bis siebzig Seiten sind sehr zäh und geradezu langweilig, das kann ich einfach nicht anders sagen. Aber ein paar Perlen finden sich dann doch schon.
Insgesamt muss ich sagen, dieses Buch ist geeignet dem Leser den Appetit auf die Autorin Virginia Woolf auszutreiben. Ich hatte sie für mich persönlich auch schon beerdigt, las aber gerade ein paar Kritiken zu „Orlando“ bei amazon.de und bin nun geneigt, ihr vielleicht später doch noch mal eine Chance zu geben.