Tag: 8. Juli 2011
Sozialisation
„Ich scheue mich, mich in großen Lebens- und Jobfragen festzulegen. Es kann sich doch alles wieder ändern! Ich will meine Seele nicht an eine Arbeit, eine politische Idee oder gar einen Menschen hängen. Andererseits hat die Erfahrung des Scheiterns mich auch ruhiger gemacht. Ich habe zum Beispiel wenig Angst davor, im Job zu scheitern. Ich gebe mich leichter mit Dingen zufrieden. Also ich meine: Ich muss nicht ständig nach Höherem streben.“
Katja Weniger (Jahrgang 1978), Scheitern
Wochenthema im Freitag, die „Wendekinder“. Menschen der Jahrgänge um 1975 herum, in der DDR geboren.
Ich frag mich ja manchmal, welchen Anteil meine DDR-Sozialisation – ich war zur Wende 1989 reichlich 16 Jahre alt – an meiner gegenwärtigen Situation, meiner Gefühls- und Gedankenwelt hat. An dem alles bestimmenden Fremdheitsgefühl zum Beispiel, welches von Idioten immer für Nostalgie gehalten wird, usw. … Scheitern als Urerfahrung sozusagen. Aber daraus keinen gekränkten Narzißmus entstehen zu lassen, sondern eine Art stille Zufriedenheit und Freude über den Spatz in der Hand.