Herr ?

Traf beim Drüsenarzt meinen alten Biologie- und Chemielehrer aus der Abiturzeit. Fast unverändert: wirre Haare, schleppender Gang. Ob immer noch das olfaktorische Mundproblem besteht, blieb ungeprüft. Hat mich nicht erkannt nach zwanzig Jahren. Er verleidete mir damals erfolgreich die organische Chemie.

Einmal gab’s Krawall, weil wir mit den Mopeds über den Schulhof fuhren. GESCHOBEN WIRD! – steht in der Schulordnung. Das fanden wir albern. Ein anderes Mal, bei einer Wanderung im Plauenschen Grund, wollte ich ein Mädchen beeindrucken und schenkte ihr meine ganze Aufmerksamkeit. Er fand meine Prioritäten falsch gesetzt, zitierte mich nach vorn und hieß mich seine Rede wiederholen. Das konnte ich nicht.

Er sah vor zwanzig Jahren schon traurig aus, niemand von den Schülern hat ihn wirklich ernst genommen. Wahrscheinlich hat er das gespürt. Ich kann mich nicht mal mehr an seinen Namen erinnern. Weiß nur noch, er besaß damals einen schwarzen Pudel und wohnte auf der Paradiesstraße. Der Pudel wird tot sein, die Paradiesstraße gibt es noch. Ob er dort noch wohnt?

Hab’s gleich!

Wer propagierte noch das „Leerwerden“ als Voraussetzung für höhere Erkenntnis? Waren es die Buddhisten, die Hinduisten? Dieser Prämisse folgend bin ich kurz vor der Erleuchtung. Werde bei Eintritt dann gleich die anstehenden Weltprobleme lösen, die echten und die medial inszenierten. Damit mal Ruhe ist. Falls dann noch Zeit, gebe ich Schweige-Seminare für Plappermäuler (Claus-Kleber-Syndrom).