Hier wie dort

„Und was die Kranken anging, die Patienten, da machte ich mir auch keine Illusionen … Die würden in einem anderen Viertel auch nicht weniger gierig, nicht weniger geizig und nicht weniger feige sein als hier. Derselbe Fusel, dasselbe Kino, dasselbe Geschwätz über Sport, dieselbe begeisterte Unterwerfung unter die natürlichen Triebe der Verdauung und des Unterleibs, das würde dort genauso wie hier für dieselbe schwerfällige, miese Horde sorgen, die von einer Lügengeschichte zur nächsten taumelt, immer eine große Klappe, immer mit Schiebereien beschäftigt, immer böswillig und aggressiv zwischen zwei Panikanfällen.“

Louis-Ferdinand Céline, Reise ans Ende der Nacht

Nutzung, sekundäre

Auf dem sonntäglichen Supermarktparkplatz die Sommerräder ans Auto geschnallt. Dabei durchaus nicht alleine gewesen. Ein paar Muttis durften mit Vatis Auto über das Gelände ruckeln – Vati gestikulierend auf dem Beifahrersitz. Kinder mit Fahrrädern und Anhänger suchen, statt zu spielen, die Abfallkörbe nach verwertbarem Leergut ab. Städtische Hundebesitzer fahren vor und lassen ihre mitgebrachten Waldis abkacken. Coole junge Milchbärte machen mit Autos, die so alt wie sie, dröhnend ein paar Runden. Später kommt noch ein Reifenwechsler dazu.

Mors certa, hora incerta

Nachtdienst vorüber und keiner gestorben. Da ist man immer froh. Auch der dicke Mann, bei dem es so aussah, lebt noch. Er hat wahnsinnige Angst zu sterben, das macht es auch nicht leichter. Er sprang in seinem Bett herum, fuchtelte mit dem Arm, selbst der gelähmte zuckte ein bisschen. Er warf das Bettzeug raus, riss sich die Sauerstoffmaske herunter und fast den Katheter heraus. Wenn man bei ihm blieb, beruhigte er sich etwas und schlief vor Erschöpfung nach kurzer Zeit ein. Dann schlich ich mich aus dem Zimmer. Und bei der nächsten Kontrolle wieder das gleiche. Mein erstes Mal, dass sich einer mit dem Sterben so schwer tut.