Monat: Oktober 2013
Dankbarkeit
Heute in der Sonne sitzend die Ereignisse der dritten Nacht nochmals reflektiert: Gegen Morgen gerade in einem anderen Geschoss gewesen als ein dumpfes Geräusch zu hören war. Ein typisches Fallgeräusch.
Nach einiger Suche den Verursacher gefunden. Eine Neunzigjährige war umgefallen, zuerst mit dem Kopf auf die Kante der Kommode dann auf den Boden. Bei meinem Eintreffen stark aus einer klaffenden Kopfwunde blutend, die linke Gesichtshälfte im Nu ein einziges Hämatom mit rotem Zombi-Auge darin. Auf dem Boden ein schnell größer werdender Blutfleck. Hundert Prozent Adrenalin in meinem Körper von jetzt auf gleich. Müdigkeit weg, Kopfschmerzen weg. Eine Erstversorgung improvisiert, garantiert unsteril. Dann Anruf in der Rettungsleitstelle, Krankenwagen war schnell da, Oma aufgeladen und ab ins Krankenhaus.
In der darauffolgenden Nacht war sie wieder da. Frisch genäht, das Gesicht vollkommen blau, das linke Auge geschwollen. Meinen Engel, meinen Retter nennt sie mich. »Ich geb dir was!«, sagt sie immer wieder. Gerührt von der Dankbarkeit der alten Frau.
Traumbilder
Selten nach Ende der Nachtdienste so starke Migräne gehabt, letzte Nacht kaum geschlafen. In langen wachen Phasen hackende Kopfschmerzen, während des kurzen Schlafes wirre Traumfragmente seltsamerweise wie ein opulenter und rätselhafter Kinofilm angelegt. Weitwinklige Natur- und Stadtlandschaften in schönen Farben, ich darin unterwegs. Diffuse und vergebliche Kontaktversuche mit Menschen. Später in eine Hochzeit mit vielen Gästen geraten, die Braut hat Angst vor mir, so scheint es, und versteckt sich, der Bräutigam freundlich distanziert. Komische Gesellschaftsspiele, Unbehagen, ich möchte fort, meine Hose ist weg. Bilder eines großen Umkleideraumes, später eines Marktplatzes mit Verkaufsständen, Frauen als Verkäuferinnen, dann eine Straße, Fußgängerüberweg, Gespräch mit einer Frau … Immer wieder Frauen. Das schöne und intensive Gefühl über glatte und weiche Frauenhaut zu streichen, schöne Frauenhintern … Nichts primär Sexuelles. Gefühl von Vergeblichkeit.
LX/9
Status
Langsam nachlassender Katzenkotze-Geruch im Treppenhaus. Langsam nachlassende Zahnschmerzen und Gereiztheit. Kaum nachlassende Müdigkeit.