Tag: 13. November 2013
Tirade
Einen extra Nachtdienst gewonnen, weil es einer Kollegin einfiel, ihre schon länger virulenten psychischen Auffälligkeiten zum Arzt zu tragen. Als Burn-out kann man heute alles verkaufen, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, Heul-Flashs, wahrscheinlich auch Mundgeruch und übermäßigen Fußschweiß. Undifferenzierte Auffangdiagnose.
Ich bin natürlich ungerecht; es gibt Menschen, die an ihrem Umfeld, am privaten oder am beruflichen psychisch kaputt gehen, keine Frage. Da helfen mir aber keine freundlichen Gespräche, Entspannungsübungen und Töpferkurse, um dann nach einiger Zeit in die gleiche Knochenmühle zurückzukehren. Das löst kein Problem.
Ich halte grundsätzlich das, was man landläufig an Symptomen unter Burn-out subsumiert, für eine gesunde Reaktion des Körpers auf eine krankmachende Umgebung. Also muss eine Problemlösung in meinen Augen am kranken Umfeld ansetzen, um dem Patienten wirklich zu helfen. Ich bin mir allerdings bewusst, dass die meisten Betroffenen dafür nicht mehr die nötige Kraft aufbringen können. Dort sehe ich den wirklich notwendigen Hilfebedarf für diese Menschen. Alles andere, Entspannungsübungen usw., sind bloße Erduldungspraktiken.