Weisheit

„Wo habe ich gelesen, daß man im allerletzten Moment, wenn sich das Leben, Oberfläche auf Oberfläche, ganz mit Erfahrung überkrustet hat, alles weiß: das Geheimnis, die Macht und die Herrlichkeit, warum man geboren ist, warum man stirbt und wie alles auch hätte anders sein können? Man ist weise geworden. Aber die größte Weisheit ist in jenem Moment, zu wissen, daß man es zu spät weiß. Man begreift alles, wenn es nichts mehr zu begreifen gibt.“

Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel

Gespräch

Letztens mit einem Neuzugang unterhalten, einem vergleichsweise jungen, hochintelligenten Mann von reflektierendem Geist und Sinn für Humor. Er ist vollkommen gelähmt, kann nur den Kopf ein wenig bewegen. Er kommandiert sein Bett, den Fernseher und den Computer ausschließlich mittels seiner Stimme. Obwohl er allen Grund hätte depressiv zu sein, kann ich bisher keine Anzeichen dafür entdecken. Es ist eine Wohltat in all dem Stumpfsinn und infantilen Geplärre, das uns täglich umgibt – und damit meine ich ausdrücklich nicht die Verrückten und Dementen – einen so gebildeten und abgeklärten Menschen zu treffen. Wenn uns irgendetwas retten kann, dann nur unser Geist, unser klarer Verstand, unsere Vernunft.

Gelassenheit und Rückschau

Die Katze hatte sich hinter dem Sofa verkrochen und auch mir ging der Silvesterkrawall wie immer auf die Nerven. Von allen Feiern im Jahr ist die Silvesterfeier die sinnloseste. Zum Glück ist das Motto meines um Mitternacht verzehrten Glückskekses vollkommen zutreffend: »Gelassenheit ist zur Zeit Ihre Stärke.«

Zu Weihnachten zwei wunderbare Bildbände verschenkt, die ich selber gerne hätte: »Das pure Leben« – Fotografien aus der DDR. In »Die frühen Jahre, 1945 – 1975« und »Die späten Jahre, 1975 – 1990« werden Menschen und ihr Lebensumfeld in der DDR weit jenseits propagandistischer Zweckfotografie gezeigt. Ein paar wenige beispielhafte Fotos kann man sich auf der Seite des Lehmstedt-Verlages (Link) ansehen.