Schlaganfall

Als rationaler, der wissenschaftlichen Sichtweise zugeneigter Mensch ist es mir unangenehm zugeben zu müssen, dunkle Vorahnungen nicht rigoros als albernen Aberglauben abtun zu können. Zu oft lag ich damit schon richtig. Erklären kann ich es nicht. Das heißt eigentlich doch. Es gab und gibt Vorzeichen, die man nur richtig deuten können muss. Leider ergibt sich erst nachträglich ein stringentes Bild.

Mein Vater hatte einen Schlaganfall. Als ich ihn fand war er verängstigt, motorisch weitgehend uneingeschränkt aber mit nahezu komplettem Verlust des Sprechvermögens. Keiner der klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Diabetes oder Bluthochdruck treffen bei ihm zu. Unbekannt war ein Vorhofflimmern, was zur Gerinnselbildung führen kann und bei Verschleppung im Blutkreislauf eben durchaus zu einem Schlaganfall.

Zum Glück bildeten sich die Symptome zum großen Teil spontan zurück. Geblieben ist eine Einschränkung im Sprechvermögen (motorische Aphasie), eine Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung und ein leichter Kraftverlust in der rechten Körperseite. Ein wahnsinniges Glück möchte ich das nennen. Ich kenne genügend Fälle aus dem beruflichen Umfeld, die es viel schlimmer getroffen hat.

Nach 10 Tagen Krankenhaus ergab sich die Möglichkeit ihn nahtlos zur Frührehabilitation zu schicken, zunächst für drei Wochen bei denen wir es dann auch bewenden ließen, obwohl eine Verlängerung um nochmals drei Wochen beantragt war. Jedoch ging seine Motivation langsam flöten und vor allem fehlte aufgrund von Personalmangel eine logopädische Therapie, die mir besonders am Herzen lag. Jetzt ist er wieder in seiner gewohnten Umgebung und Ergo- und Logopädie kommen ins Haus. Ich bin guter Hoffnung, dass sich da noch einiges herausholen lässt. Es wird nicht mehr so wie es war aber ein lebenswertes Leben ist ihm weiterhin möglich, soweit man das als Außenstehender beurteilen kann.

Was bleibt? Bei Anzeichen von Schlaganfall immer 112 wählen und Symptome schildern, kein Hausarzt, kein Bereitschaftsarzt, immer 112 wählen. Der Zeitfaktor ist ganz entscheidend. Und wichtig im Vorfeld, eine Vorsorgevollmacht, die auch Gesundheitsfürsorge mit einschließt, gleich gefolgt von einer Patientenverfügung.