Gestern dann noch von Zeithain in die Nähe von Mühlberg/Elbe gefahren und die Reste des Stalag IV B bzw. des Speziallagers Nr. 1 Mühlberg inspiziert. Es sind nur noch Grundmauern zu sehen, weil es nach der Auflösung des Speziallagers durch die Russen 1948 geschleift wurde. Das Gelände ist trotzdem gut gestaltet und mit zahlreichen Hinweistafeln versehen, so dass man den Aufbau des Lagers nachvollziehen kann. Kaum zu glauben, dass es in jüngster Zeit Überlegungen gab auf dem Gelände Kies abzubauen. Da fällt einem gar nichts mehr ein. Zum Glück ist die Idee vom Tisch.
Geschichte
Heimatkunde II
Unweit von Steudten, einem kleinen Nest in der Lommatzscher Pflege, stand ich gestern bei trübem Wetter und einsetzendem Nieselregen auf dem Huthübel. Auf dieser kleinen Erhebung inmitten der ausgeräumten Agrarlandschaft steht auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel der Menhir von Steudten. Von hier aus soll der Sage nach Heinrich I. im Jahr 928/929 die Belagerung der Burg Gana der Elbslawen geleitet haben.
Heimatkunde
Im Winter 928/929 hat König Heinrich I. auf seinem Zug nach Böhmen die mächtige Burg Gana der Elbslawen zwanzig Tage belagert und anschließend zerstört, schreibt der Chronist Widukind von Corvey. Alle Erwachsenen seien getötet, die Kinder in die Gefangenschaft geführt worden. Nicht weit von dieser Stelle entfernt lag der den Elbslawen heilige See Glomuci. Ich hatte schon früher davon gelesen doch durch eine Broschüre, die N. mir gab, wurde ich wieder darauf aufmerksam. Von dem See ist nichts mehr übrig, die Reste der Burg, die man bei Stauchitz glaubt lokalisieren zu können, sind auch kaum mehr auszumachen. Genau richtig, sich die Überreste an einem trüben Wintertag anzusehen und ein wenig zu sinnieren. Was wird von uns in 1000 Jahren noch zu finden sein?
Alte Zeiten
N. gräbt immer noch im Vorfeld der EUGAL-Trasse nach archäologischen Funden. Einiges aus dem Mesolithikum wurde schon entdeckt und auch ein Siedlungsplatz aus späterer Zeit mit menschlichen Knochenfunden wurde ausgegraben. Das Mysterium der Zeit interessiert mich sehr. Ihr Verrinnen ist beängstigend und tröstlich zugleich.
Endzeiten
Die Band »Silly« habe die Musik zum Untergang der DDR gemacht, las ich in einem Artikel, sie drückten die Atmosphäre einer Endzeit aus. Ich habe die DDR nur in ihrem Niedergang, in ihrer Agonie erlebt, das war sehr prägend. Ich habe ein Faible für Endzeiten. Gerade lese ich Henry Millers »Der Koloß von Maroussi« zum ungezählten Male erneut, weil jemand danach in meinem Blog suchte und mich so wieder anfixte. Das Buch seiner Reise im Sommer 1939 am Vorabend des 2. Weltkrieges durch Griechenland atmet auch diese Endzeitatmosphäre. Aber ich schweife ab, ich wollte nur auf ein Lied von »Silly« hinweisen: »So ’ne kleine Frau«.