Zu spät

Den Besuch der Ausstellung »Silberrausch und Berggeschrey« in Dippoldiswalde, welche die bisherigen Ergebnisse des ArchaeoMontan-Projektes zum mittelalterlichen Bergbau im sächsischen und böhmischen Erzgebirge vorstellt, ursprünglich ganz fest vorgenommen. Doch erst war noch so viel Zeit, dann war das Wetter zu schön, dann hatte ich keine Zeit, dann war wieder das Wetter zu schön und dann war es plötzlich zu spät. Deshalb freue ich mich, dass ich mir wenigstens den wunderbaren Begleitband zur Ausstellung gesichert habe, der nun auch schon wieder vergriffen ist.

Grenzland

Im Kammgebiet des Osterzgebirges jenseits der Grenze. Eine merkwürdige, bedrückende Atmosphäre in diesen verschwundenen Dörfern, in dieser vom Menschen bereinigten Landschaft. Vorderzinnwald, Voitsdorf, Ebersdorf und wie sie alle hießen. Die uralten Lesesteinwälle sind noch da, man erkennt die ehemaligen Hofstellen, die nur noch graue Schutthügel sind mit Salweiden bewachsen, die früheren Hofeinfahrten. Jahrhundertealte Dörfer abgerissen. Kein Mensch mehr da.

Alter Bergbau

Erzgebirge – der Name sagt alles. Geht man mit offenen Augen durch das Gelände, sieht man immer wieder alte Halden, Gruben und Pingen im Wald und auf den Wiesen und Feldern.
Das grenzüberschreitende Projekt »ArchaeoMontan« hat das Ziel, die ober- und unterirdischen Spuren des mittelalterlichen Bergbaus im böhmischen und sächsischen Teil des Erzgebirges in ausgewählten Referenzgebieten näher zu untersuchen. Die Ergebnisse werden dann in der Wanderaustellung »Silberrausch und Berggeschrey« präsentiert, die im Oktober 2014 auch in Dippoldiswalde Station macht. Ich freue mich vor allem auf die Funde, die in Dippoldiswalde und Niederpöbel, meinem unmittelbaren Streifgebiet, gemacht wurden.

Bildungsfernsehen

Volksbelehrung à la ZDF: Unsere Mütter, unsere Väter. Lernziel: Krieg ist schlecht, frisst Ideale und Menschen, NS-Diktatur als Wurzel des Übels. Alles muss hinein, Kriegserleben, Behandlung der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten, Endlösung der Judenfrage, Kommissarbefehl, Partisanen, SS als ganz böse Schergen (Wehrmacht nicht ganz so schlimm), ein wenig Fraternisierung, Heimatfront und fürs Herz ein wenig Liebelei als Kontrapunkt etc. pp. Belehrungskitsch für ganz Doofe.

Wie mich diese seichte Geschichtsbetrachtung anödet, zieht man die bombastisch inszenierten erhobenen Zeigefinger ab, bleibt nur bekannter Lehrbuchstaub übrig. Wer sich für Geschichte von unten interessiert, sollte die Tagebücher von Klemperer lesen oder die Aufzeichnungen des einfachen Soldaten Willy Peter Reese. Wem das nicht eindrücklich genug ist, hat zu wenig Hirnmasse und ist dem Phänomen des Dritten Reiches mit all seinen Facetten sowieso nicht gewachsen.