schreibt Sarah Kirsch über sich und ihre Katze Emily. Hört alle mehr Scarlatti!
Literatur
Sommerhütchen
Ein Büchlein, gelb mit lindgrünem Rücken, fiel mir öfter schon ins Auge im Halbdunkel des nächtlichen Flures, wie es da im Regal stand und leuchtete. »Sommerhütchen« von Sarah Kirsch. Ich musste es mir ausborgen.
Eingetretene Nebenwirkung: Immerzu muss ich jetzt Scarlatti-Sonaten hören.
Gruppenzwang
Im Zeit-Magazin ein Portrait von Maxim Biller gelesen. Zustimmung in folgenden Punkten: Ablehnung von Gruppenerlebnissen, des Hineinquatschens anderer in die eigenen Gedanken und dass bereits Kinder gezwungen sind, ihr Innerstes auszubreiten. Ansonsten schwierig. Kein Zugang zu seiner Literatur.
Andeutungen
Bernhard: Ermüdend dort, wo er ins Schwurbeln kommt und seinen Stil pflegt ohne etwas zu sagen. Groß dagegen, wenn er etwas zu sagen hat.
Oktober 1944
Eindrücklich die Schilderung des katholisch verdrucksten Milieus Salzburgs, der Existenzbedingungen – Lebensbedingungen will man es nicht nennen – in der nationalsozialistischen Lehranstalt dort, der ersten Bombenangriffe auf die Stadt, die bisher verschont wurde und die Veränderungen des Jungen unter diesen Eindrücken:
»Auf dem Weg in die Gstättengasse war ich auf dem Gehsteig, vor der Bürgerspitalskirche, auf einen weichen Gegenstand getreten, und ich glaubte, es handle sich, wie ich auf den Gegenstand schaute, um eine Puppenhand, auch meine Mitschüler hatten geglaubt, es handelte sich um eine Puppenhand, aber es war eine von einem Kind abgerissene Kinderhand gewesen. Erst beim Anblick der Kinderhand war dieser erste Bombenangriff amerikanischer Flugzeuge auf meine Heimatstadt urplötzlich aus einer den Knaben, der ich gewesen war, in einen Fieberzustand versetzenden Sensation zu einem grauenhaften Eingriff der Gewalt und zur Katastrophe geworden.«
Thomas Bernhard, Die Ursache