Kein Weg

»Jedem anderen, außer mir, wäre er [der Großvater] ein Wegbereiter gewesen, aber ich war niemals ein Mensch für einen Weg. Ich bin keinen Weg gegangen im Grunde, wahrscheinlich, weil ich immer Angst gehabt habe davor, einen dieser endlosen und dadurch sinnlosen Wege zu gehen. Wenn ich wollte, habe ich mir immer gesagt, könnte ich. Aber ich bin nicht gegangen. Bis heute nicht. Es ist etwas geschehen, ich bin älter geworden, ich bin nicht stehengeblieben, aber ich bin auch nicht einen Weg gegangen.«

Thomas Bernhard, Der Keller

Existenzen

»Ich darf nicht leugnen, daß ich auch immer zwei Existenzen geführt habe, eine, die der Wahrheit am nächsten kommt und die als Wirklichkeit zu bezeichnen ich tatsächlich ein Recht habe, und eine gespielte, beide zusammen haben mit der Zeit eine mich am Leben haltende Existenz ergeben, wechselweise ist einmal die eine, einmal die andere beherrschend, aber ich existiere wohlgemerkt beide immer.«

Thomas Bernhard, Der Keller

Arbeit

»Die Krankheiten entstehen dort, wo die Menschen nicht ausgelastet sind, zuwenig beschäftigt sind, nicht über zuviel Beschäftigung sollten sie klagen, sondern über zuwenig, die Beschäftigung wird eingeschränkt, und die Krankheiten breiten sich aus, das Unglück erfaßt alle, wo die Arbeit und die Beschäftigung eingeschränkt werden. Insoferne hat die Arbeit, an sich sinnlos, ihren Sinn, ihren ureigentlichen Zweck.«

Thomas Bernhard, Der Keller