Ekel vor der Welt immer größer. Vor der Wahl stehend, den marktschreierischen Zirkus mitzumachen oder sich von allem so weit es geht auf sich selbst zurückzuziehen, ist die Entscheidung einfach. Kontakte zum System nur so weit wie unabdingbar. Ansonsten Distanz und Verachtung. In jeder freien Minute hinaus in die Landschaft. Mein Verhalten nicht pathologischer als das der anderen.
Gesellschaft
Alternativlose Bastapolitik
Ein Klima der Angst und Einschüchterung, wie im Kleinen so auch im Großen. Menschlichkeit, Mitgefühl, Empathie – nichts davon. Ein erkennbarer Versuch die unerträglichen Zustände wenigstens zu lindern, von generellem Umdenken ganz zu schweigen … Fehlanzeige. Eine trostlose deutsche Gesellschaft, eine trostlose europäische Gemeinschaft.
Nischendasein
»Der Turm«. Ein Sittengemälde der untergehenden DDR usw. Mhm …
Eine Nische von vielen wurde beschrieben. Mehr aber auch nicht. Aus meiner Sicht handelte es sich bei den Bewohnern des Weißen Hirsches auch damals schon um eine privilegierte Schicht. Keinesfalls stellen sie einen repräsentativen Querschnitt der DDR-Gesellschaft dar, wie in einigen Rezensionen aufscheint. Das ist es wahrscheinlich, was mich an diesem Werk so stört, dieses: So war die DDR!
Metaphysisch
Ein Ausflug mit Rentnern. Ausgedehntes Mittagessen in einem Lokal mit Blick über die Stadt. Auch die weibliche Bedienung sehenswert. Man durfte sie nur nicht zu lange anschauen, gleich kam sie an den Tisch und fragte, ob alles in Ordnung sei. Was sollte man da sagen? „Natürlich nicht aber Sie dürfen mich trösten.“…?
Zimmer 12
Gestern war ich bei den Arbeitsagenten zu Gast, einer freundlichen Einladung folgend. Ich habe es genossen, es war schließlich das letzte Mal – so weit es im Moment abzusehen ist. Die Arbeitsagentin hat mir ein paar Fragen gestellt und dann sehr professionell meine Antworten ignoriert. Sie hat mein Profil im Computer aktualisiert – das Wichtigste überhaupt. Sonst hat sie auch noch verschiedene andere bedeutende Dinge gemacht, die ich aber alle vergessen habe. Ach nein: eine Veränderungsmitteilung hat sie mir ausgedruckt und mitgegeben, die soll ich hinschicken, wenn ich einen Arbeitsvertrag blablabla …
Die Betreuung durch die Arbeitsagenten ist insgesamt gesehen sehr gut. Man muss ja auch mal das Positive sehen. Es werden einem kaum größere Steine in den Weg gelegt und die nutzlosen Hinweise, die man erhält, kann man einfach ignorieren, das fällt nicht weiter schwer. Man muss Verständnis haben für die schwere Arbeit, die dort geleistet wird. Und dankbar, dankbar muss man sein.