Der glückliche Tod

Célines „Reise ans Ende der Nacht“, Conrads „Herz der Finsternis“ und auch Coppolas „Apocalypse now“ haben mich zu Camus „Der glückliche Tod“ gebracht.
Weil mein Geld gerade woanders ist, lese ich es an dieser Stelle. In der Vollbildansicht geht das besser als gedacht. Es ist nur folgerichtig, dass ich auf dieses Buch stoße. Nur dass es so spät ist, wundert mich.

Lebensgeschichte

In einer fremden Wohnung. Ein alter Mann erzählt mir aus seiner Jugend: Rußlandfeldzug, Einnahme von Kiew, zwei ältere Brüder gefallen. Später Westfront, Raum von Callais, Gefangennahme. Jahre der Gefangenschaft, zwei Jahre in den USA – Pennsylvania und Virginia. Dann auf’s Schiff nach Europa – gelandet in Amsterdam. Eine Woche Hoffnung auf Freiheit. Vergebens. Nach England gebracht für weitere zwei Jahre.

Dann nach Hause gekommen. Fremd gefühlt nach 10 Jahren Abwesenheit. Sagt, er kann über die Erlebnisse nicht sprechen, nur Zeitangaben machen. Nicht gewusst, was tun. Jemand lädt ihn zu einem Maskenball ein. Nur widerwillig hingegangen. Noch fremder gefühlt, ganz stark. Konnte gar nicht tanzen, herumgesessen, getrunken. Dann Damenwahl, eine Frau will ihn holen. Sagt, macht nichts, dass er nicht tanzen kann. Die hat er dann geheiratet.

Jetzt sitzt sie im Bad und wird von meinem Compagnon gewaschen, weil das alleine nicht mehr geht. Der Mann erzählt mir inzwischen sein Leben, er zeigt mir die Wohnung, in der sie seit den 50’er Jahren wohnen. Auch das Kinderzimmer, das nicht gebraucht wurde. Fehlgeburt, sagt er. Jetzt ist es Abstellraum für die Pflegeutensilien seiner Frau. Er sagt, er kann sie nicht mehr versorgen, die Wohnung nicht mehr in Schuss halten. Er sei zu alt und zu schwach. Er ist jetzt 88 Jahre. Er liebt seine Frau sehr, das sieht man, als sie endlich hereingeführt wird. Sie werden bald gemeinsam in ein Heim ziehen.