Man drängt mich ungewollt in eine Karriere hinein. Hätte ich an so etwas Interesse, würde ich mich freuen. Man überredete mich sogar mit der Gilde der mittelhohen, hohen und höchsten Chefs für einige Tage eine Messe in der Stadt zu besuchen, in der früher Reichsparteitage abgehalten worden sind. Alles auf Firmenkosten natürlich, Hotel, Essen, Nutten. Höchste Zeit zu kündigen, rät dringend mein innerer Bartleby. Vielleicht aber lieber doch nicht, denn ein wachsender Trost ist mir N., die, seit wir dienstlich einige Nächte verbrachten und uns dabei sehr gut unterhielten, langsam zutraulich wird, worüber ich mich, im Gegensatz zum Vorgenannten, sehr freue.
Karriere
Überdruß
Die Arbeitsstelle raubt mir Kraft und Zeit für das Wesentliche, sie verschafft mir Geld, sonst nichts. Das reicht auf Dauer nicht. Aber viel zu erschöpft, eine Bewerbung zu schreiben und den Lebenslauf auf Vordermann zu bringen und vor allem, in einem Bewerbungsgespräch so zu tun, als interessierte ich mich für die neue Arbeitsstelle. Bei der Vorstellung auf Personalerphrasen, wie: »Warum möchten Sie gerade in unserer Firma arbeiten?« oder »Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?« antworten zu müssen, dreht sich mir der Magen um. Es ist ganz einfach, ich brauche das Geld und will ansonsten meine Ruhe, Karriere interessiert mich nicht.
Gestern als Chauffeur in eine Geburtstagsfeier geraten und wieder vollkommene Unfähigkeit Smalltalk betreiben zu können festgestellt. So sitze ich eben da, sehe mir die Salatschüsseln an, spiele mit der Katze und lasse meine Gedanken wegdriften. Werde wahrscheinlich wahlweise für verklemmt oder arrogant gehalten.
Drehtür
Man hat einen Ersatzmann für das Pöstchen gefunden, das ich so frech verschmähte. Ich bin froh darüber, muss ich mir jetzt keine fadenscheinigen Begründungen für meine dauernde Ablehnung mehr ausdenken. Sehr schön. Das raubte nur zusätzliche Kraft. Konnte ja die Wahrheit nicht anbringen: Um in der angebotenen Position in der Firma wirklich etwas verändern zu können, wären erst einmal ein bis zwei Tyrannen zu ermorden. Vielleicht hätte ich das aber doch einfach so sagen sollen? Das hätte die Posse um einiges abgekürzt.
Menschenführung, inhumane
Man wird schon wieder aufdringlich. Auf Biegen und Brechen wird versucht mir eine Karriere schmackhaft zu machen. Ich könnte durch Intrige und Verrat ein Pöstchen erhalten. Interessant dabei: der Umgang mit Angestellten in dieser Firma. Sind sie verbraucht, werden sie weggeworfen. Loyalität als pure Einbahnstraße. Ich als Realist habe das nicht anders erwartet, wenn man’s dann so brutal bestätigt bekommt, ist es doch noch mal was anderes. Das soziale Mäntelchen ein bisschen gelupft, kommt die ganze asoziale Menschenverachtung der Branche zum Vorschein.
Hitzeschaden
Die Wärme macht mich ganz mürbe im Kopf. Müsste ich nicht arbeiten, wär’s nur halb so schlimm. Aber so. Heute wieder ein kurzes Gespräch ertragen müssen bezüglich Karriere-Dingsbums. Hatte doch gehofft, man hätte begriffen, dass ich an solcherart Kindereien kein Interesse habe. Man hat es nicht. Es ist so ermüdend.