Die kleinen Mädchen aus dem Kinderheim nebenan klettern auf der Grundstücksmauer herum. Sie versprechen nicht herunterzufallen. Jetzt schieben sie den frisch gefallenen Schnee zusammen und haben vor einen Schneemann zu bauen. Sie machen keinen unglücklichen Eindruck. Die älteren Mädchen lassen sich eher selten sehen, sind viel scheuer. Ihr Rucksack, den sie mit sich herumschleppen, scheint schon deutlich größer.
Mädchen
Neuankömmlinge
Die ersten Mädchen sind eingezogen in das, was ich einfach Kinderheim nenne eigentlich aber therapeutische Wohngemeinschaft heißt. Sie machen Seifenblasen auf der Feuertreppe, hüpfen mit Springseilen im Hof herum oder sitzen weinend auf den Pflastersteinen. Sie tun mir leid und sie rühren mich. Keine Familie zu haben oder bestenfalls eine dysfunktionale ist keinem Kind zu wünschen. Ich würde gerne eins oder zwei adoptieren, verstehe allerdings nichts von der Kinderaufzucht. Sie kämen vermutlich vom Regen in die Traufe.
Ponyhof?
Der benachbarte alte Gasthof, der sich früher einmal in unserem Familienbesitz befand, wird zum Kinderheim umgebaut. Mädchen zwischen 8 und 18 Jahren sollen da im Sommer einziehen. Statt Biergartenbetrieb, Adoleszenzbetrieb. Bin gespannt, wie sich das gestaltet.
Ästhetik
Weiß gar nicht was mir besser gefällt, die schönen Pferde oder die schönen Pferdemädchen obendrauf. (Doch, ich weiß es.)
Nacktheit
„Wenn der letzte Rock fiel, stand sie weiß und bleich da in der durchsichtigen schneeigen Nacktheit blutarmer blonder Mädchen. Er fühlte eine ständige Erregung, wenn er sie so vor sich sah, Hände und Gesicht schon verbraucht, von den Fersen bis zum Hals, um den der Sonnenbrand ein bernsteinfarbenes Band gelegt hatte, weiß wie in Milch getaucht.“
Emile Zola, Germinal