In der Nikon war noch ein zur Hälfte belichteter Film. Als es der Miez immer schlechter ging, hatte ich begonnen ein paar Aufnahmen von ihr zu machen in der Vorahnung, dass es nicht mehr lange gehen würde. Den Gedanken hatte ich schnell wieder verdrängt und das Vorhaben aufgegeben in der kindlichen Vorstellung das Unglück nicht anzuziehen, indem man nicht daran denkt. Es ist natürlich trotzdem so gekommen, Mme. Lilli ist gestorben und liegt im Garten unter der alten Linde. Ich besuche sie jeden Tag und rede mit ihr.
Mme. Lilli
Nicht nur monothematisch
Neulich nachts mit A., dem Nesthäkchen, unterhalten. Sie hat auch eine alte, kranke Katze zu Hause. Ihre Diagnosen lauten Hyperthyreose, Bluthochdruck und ein Leberproblem. Hat mich sehr an Mme. Lilli erinnert, die bis auf den Bluthochdruck dieselben Probleme hatte. A. hofft, dass ihre Miez so lange durchhält bis sie im Juni wieder zu Hause ist.
Gestern dann wieder eine Tour zu Fuß durch die Stadt mit N. und anschließendem Abendessen. Ihrer alten Katze, die an einer immer wieder auftretenden Gallenblasenentzündung leidet, geht es zur Zeit ganz gut. In Abständen meldet sich die Krankheit aber immer wieder.
Dies alles erweckt vielleicht den Anschein, dass ich mich mit mir begegnenden Damen nur über Katzen unterhalten würde. Der Eindruck täuscht. Es gibt auch andere Themen, Hunde und Pferde zum Beispiel oder den Untergang des Abendlandes.
Futterspende
Lange habe ich mich darum gedrückt, doch vor ein paar Tagen habe ich das nicht mehr benötigten Katzenfutter und Katzenstreu endlich durchgesehen und zusammengestellt. Es wäre schade gewesen, wenn das Futter verfallen wäre und hätte entsorgt werden müssen. Vier Kisten sind es geworden – ich war selbst überrascht über die Mengen, die sich angesammelt hatten.
Heute habe ich alles nach Maxen in das Katzenseniorenheim geschafft und dafür von der Chefin eine kleine Führung durch die Anlage bekommen. Ungefähr 70 Katzen leben dort, die meisten älter aber auch ein paar jüngere aus Abbruchhäusern oder Gartensparten. Einige haben Gebrechen, nur ein Auge, eine hatte ein neurologisches Problem, eine nur drei Beine. Schon beim Betreten der Anlage kamen ein paar Katzen zur Begrüßung an und umschmusten die Beine, eine sprang gleich auf meinen Schoß.
Hat mir alles sehr gefallen. Und ich bin froh, dass Mme. Lillis Futter dort gerne angenommen wurde. Ich bin dankbar für die Arbeit, die dort geleistet wird und dass jemand den alten Miezen noch ein schöner Lebensabend bereitet.
Mme. Lilli
Wir haben eine kleine Messingplakette für die Grabplatte von Mme. Lilli anfertigen lassen. Als ich sie 2005 aus dem Tierheim holte wurde sie auf ein Alter von ungefähr einem Jahr geschätzt – also geboren irgendwann 2004. Sie war 13 Jahre bei uns, für uns eine schöne Zeit. Und ich glaube, auch Mme. Lilli hat es ganz gut getroffen und sie hat sich bei uns bis zuletzt wohl gefühlt. Jetzt kann sie sich unter der alten Linde ausruhen.
Lilli
Gestern die angebrochenen Medikamente in die Tierarztpraxis gebracht, die würden gespendet, sagte mir letzte Woche eine der Mitarbeiterinnen. Eine sinnvolle Sache. Auf der Homepage des Tierheimes las ich, dass dort gerne Futterspenden angenommen werden. Besonders Nierendiätfutter würde immer gebraucht. Damit konnte ich reichlich dienen. Ich war selber überrascht, welche Futtermengen sich in kurzer Zeit angesammelt haben. Und von dem normalen Futter habe ich noch viel mehr und Katzenstreu und Katzengras und und und …
Wäre gestern nicht Ruhetag im Tierheim gewesen, ich hätte wahrscheinlich nicht widerstehen können, die dortigen Katzentiere zu besuchen. Die sehen alle so traurig aus auf den Fotos im Internet. Aber es ist besser sich damit Zeit zu lassen. Mme. Lilli ist jetzt genau eine Woche tot und sie fehlt mir sehr. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Entscheidung und der Zeitpunkt richtig waren. Ich denke die ganze Zeit an sie und rede nicht nur im Geiste mit ihr. Abends lasse ich alle Zimmertüren offen – es gibt jetzt keine Notwendigkeit mehr dafür – aber sie zu schließen, fühlt sich einfach falsch an. Die Mieze muss sich frei im Haus bewegen können, wie immer.