Schöne Geschichte

Man kann nicht wirklich Mitleid mit dem SPIEGEL haben, weil ihm nun sein Kartenhaus aus gefühligen Kitschgeschichten mit moralisch „richtigem“ Anspruch um die Ohren fliegt. Verständlich, dass die Verantwortlichen im Herrn Relotius gern den alleinigen Bösen sehen wollen und nur zu gern verkennen, dass sie ihn erst zu dem gemacht haben was er ist. Sie haben ihm erst ermöglicht mit seiner Schreibe in ihrem vor Sendungsbewusstsein – wir sind die Guten, wir sind das Sturmgeschütz der Demokratie, wer nicht mit uns ist, ist ein Feind der Demokratie, der offenen Gesellschaft, der … – triefenden Hause groß herauszukommen, weil seine Gefühlsepen so perfekt in das eigene Narrativ passten. Gerne würden sie es beim Bauernopfer Relotius bewenden lassen und nach ein bisschen Betroffenheits-Tamtam zur Tagesordnung übergehen. Begriffen, dass es sich hierbei im Wesentlichen um eine „Causa SPIEGEL“ und nur im Minderen um eine „Causa Relotius“ handelt, dass Herr Relotius nur ein Symptom der SPIEGEL-Krankheit ist, haben sie bisher allem Anschein nach nicht.

Rückeroberung

Die Wölfe kommen westwärts voran. Das freut mich. Laut Lokalpresse stehen einzelne Exemplare schon vor den Toren von Leipzig. Die normale Bevölkerung verhält sich angemessen ruhig – zur Zeit keine Spur von Hysterie. Es gibt in der Presse für die ganz einfachen Menschen auch noch keine Berichte über im Wald abhanden gekommene kleine Mädchen mit Rotkäppchenhabitus. Nicht einmal über angebissene Schafe wurde bisher etwas bekannt. Das wird sich ändern, zumindest im zweiten Fall. Bis dahin gilt: keine Nachrichten sind gute Nachrichten.