Alptraum

Es häufen sich die Alpträume. Der letzte vorgestern, als ich tagsüber schlief vom Nachtdienst:

Eine ältere Frau in einem Bett, sterbend. Dann ist sie tot. Doch sie bewegt sich wieder, richtet sich auf. Sitzt im Bett mit wilden Haaren und irrem Blick. Doch sie ist tot, keine Vitalzeichen mehr. Eine andere Frau (meine WBL?) steht am Bett und sagt zu mir gewandt, dass sie ganz sicher tot sei.

Dann will die Leiche aufstehen. Die andere Frau will sie daran hindern, beugt sich übers Bett. Die Leiche fällt heraus. Beide Hände und ein Fuß brechen ab, liegen vor dem Bett. Die Leiche fuchtelt mit den Stümpfen. Alles ist voller Blut. Dann bin ich allein mit der Leiche im Haus. Die andere Frau ist gegangen (zu einem Konzert?). Die Tote rumort in ihrem Zimmer.

Es klingelt, die Angehörigen sind da, wollen sich verabschieden. Die Leiche tobt in ihrem Zimmer. Ich lasse die Angehörigen nicht zu ihr, gehe aus dem Haus, rufe jemanden an, erreiche keinen. Dann bin ich in einem Cafe(?). Eine Frau am Nebentisch sieht mich an und ich sie.

Nachtmahr

Merkwürdigen Traum gehabt: Ich werde mit einem weißen Lieferwagen in einen fast menschenleeren Ort gerufen, gelegen an einem  bergumstandenen See. Es ist früh am Morgen, Nebelschwaden über dem See, die Sonne geht gerade auf. Ich blicke eine Weile über den See. Man hat mich gerufen, um eine Leiche aus einem Haus zu holen und abzutransportieren.

Ich ging in das Gebäude. Ein Raum, eine Art Schankraum mit wenigen Leuten darin. Ich nehme sie kaum wahr. Keiner sagt etwas. Im Hinterzimmer die Leiche, eingeschlagen in einem weißen Tuch, der Kopf schaut etwas heraus, es ist ein Mann. Auch hier im Raum ein oder zwei Leute. Wir wollen die Leiche hinaustragen, Stühle stehen im Weg und anderer Krimskrams. Ich räume alles weg. Wir nehmen die Leiche auf, sie ist steif wie ein Brett. Ich bin vorn am Kopf. Wir tragen die Leiche durch den Schankraum und durchs Treppenhaus (Hochparterre) hinunter, mit dem Kopf voran.

Unten im Treppenhaus fängt die Leiche an sich mit dem Oberkörper zu bewegen, sie „gluckst“ und etwas Blut kommt aus der Nase. Ich dachte – ich bin mir sicher, dass ich im Traum dachte -, dass kommt vom kopfüber die Treppe hinunter tragen. Auf dem Hof legen wir die Leiche ab, der Kopf schaut jetzt vollständig aus dem Tuch hervor. Ich habe ein komisches Gefühl. Die Leiche wird immer unruhiger, sie bewegt vor allem den Oberkörper. Ich gehe weg, doch sie kommt hinter mir her, sich wie eine Raupe am Boden bewegend.

Das Leben als Traum

Im Roman „Das Leben ist anderswo“ von Milan Kundera erdenkt der Dichter Jaromil ein alter ego — Xaver. Xaver lebt in Träumen:

„Xaver schläft nicht, um Kräfte fürs Wachen zu schöpfen. Nein, das monotone Pendel von Schlafen und Wachen, das dreihundertfünfundsechzigmal im Jahr ausschlägt, ist ihm unbekannt.
Für ihn ist der Schlaf nicht das Gegenteil von Leben; für ihn ist der Schlaf das Leben, und das Leben ein Traum. Er geht von einem Traum in den anderen, als schreite er von einem Leben ins andere.“

Diese Idee gefällt mir außerordentlich: der Schlaf als Leben und das Leben als Traum. Das „wirkliche“ Leben ist gar keines, es soll sich nicht so aufspielen.

„Xaver lebt nicht nur ein einziges Leben, das sich wie ein langer, schmutziger Faden von der Geburt bis zum Tod hinzieht; er lebt sein Leben nicht, er schläft es; in diesem Schlafleben springt er aus einem Traum in den anderen; er träumt, schläft im Traum ein und träumt einen weiteren Traum, so daß sein Leben einer Schachtel gleicht, in der eine zweite Schachtel liegt und darin noch eine und noch eine.“

Man wandert durch die Zeit, durch den Raum, vollkommen frei. Und so bald man müde wird und einschläft, findet man sich in einem anderen Leben. So sollte das „wirkliche“ Leben sein und eben nicht dieser schmutzige Faden, mit dem man nichts anfangen kann. Man sollte sein Leben schlafen.