Kleine Voliere

Gestern eine Bachstelze gerettet. Sie war im Führerhaus einer Planierraupe gefangen. Keine Ahnung, wie sie da hinein gekommen war. Sie stieß wild flatternd gegen die Scheiben und piepte um Hilfe. Die Planierraupe stand mitten in der prallen Sonne, es war Wochenende, der Planierraupenfahrer würde erst Montag wieder zur Arbeit kommen. Ich schwankte zwischen der »Natur ihren Lauf lassen« und »Scheibe einschlagen«. Wie immer unschlüssig.

Auf der anderen Seite: Die Planierraupe war uralt und abgeranzt, sie stand in einem einsamen Steinbruch, den zu betreten verboten ist, woran sich außer mir jeder hält. Wozu so ein altes Gerät abschließen? Nahezu kaputt ist es schon, da klaut niemand was. Vermutlich ist der Schlüssel schon vor zwanzig Jahren verloren gegangen. Und tatsächlich die Tür war unverschlossen. Also dem Tier einen Fluchtweg eröffnet und abgewartet. Wahrscheinlich aus Erschöpfung des Vogels tat sich lange gar nichts. Dann hab ich ihn ein bisschen aufgescheucht, er flog zum Abschied gegen alle drei verbliebenen Glasflächen und schließlich durch die offene Tür davon.

Traum

Ich war mit einem schweigsamen Freund in einem Steinbruch und schlug aus einem Felsblock Rubine heraus. Plötzlich fuhr in den Kessel des Steinbruchs ein alter weißer Transporter ein und es stiegen Leute aus, die nach uns suchten. Ich versteckte das Brecheisen im Gebüsch und die Rubine im Rucksack.

Direkt an der obersten Abbruchkante stand ein großes verfallenes Haus mit einem Gerüst, welches mir vorher nicht aufgefallen war. Auf dem Gerüst hantierten einige italienische Arbeiter. Unvermittelt fiel einer in den Steinbruch hinunter mit einem langen Schrei, der nicht enden wollte. Ich wartete auf den Aufschlag des Körpers, der nicht kam. Ein ganz kleiner Fallschirm, ein Kinderspielzeug, segelte langsam hinterher.