Der Katze wurden die Krallen gestutzt, die Zähne gecheckt und die Ohren geputzt. Herztöne klar ohne Nebengeräusche, Bauch weich und ohne Druckschmerz. Einziges Problem das fehlende Gewicht bei gutem Appetit. Also gleich nochmal Blutabnahme vornehmen und ein geriatrisches Blutbild erstellen lassen. Am Montag die Ergebnisse. Alles was den Gewichtsverlust erklären könnte: Gastritis, Pankreatitis oder Endoparasiten halte ich wegen sonst fehlender Symptomatik für unwahrscheinlich bzw. ausgeschlossen. Bleibt noch ein Schilddrüsenproblem bzw. eine krebsartige Entwicklung. Krebs glaube ich auch nicht recht, zum einen wurde Mme. Lilli vor einem halben Jahr ausgeweidet und alle Organe auf links gedreht mit einzigem Befund träge Darmperistaltik und vergrößerter Lymphknoten unklarer Genese im vorderen Bauchraum, zum anderen wäre wahrscheinlich der Verfall bei einer gravierenden Krebserkrankung über den Zeitraum stärker. Viel fällt mir nicht mehr ein. Vielleicht mal Dr. House fragen. Ich behandle symptomatisch weiter mit viel Liebe und Kraftfutter.
Tierarzt
Generalüberholung
Die Katze Mme. Lilli frisst zwar wieder recht gut, sie ist aber immer noch recht knochig um die Hüften und die Rippen klappern um die Wette. Deshalb kommt jetzt hochkalorisches Spezialfutter auf den Tisch. Leider ist sie recht wählerisch und verwöhnt (keine Ahnung woher das kommt), eine erste Testdose hat sie aber sehr gut angenommen. Mal sehen wie es weiter geht.
Weil auch die festen Stoffwechselendprodukte zeitweise Probleme machten, gibt es seit einiger Zeit früh und abends je 1 Gramm »Movicol aromafrei« aufgelöst unters Futter und ballaststoffreiches Trockenfutter als Ergänzung zum Nassfutter. Beachtliche Erfolge stellten sich bereits ein und sie muss sich nicht mehr so anstrengen.
Mme. Lilli ist nicht mehr so aktiv wie in jungen Tagen, deshalb stelzt sie auf zu langen Krallen umher und bleibt damit überall hängen. Ich bin zu ungeschickt und mir fehlt auch die rechte Traute mit der extra angeschafften und extra teuren Krallenschere die Krallen fachgerecht zu kürzen. Man muss auch delegieren können. Morgen gehts also in die Tierarztpraxis für Krallen, Ohren und Zähne.
Entkraust
Heute nach 12 Tagen endlich die Halskrause entfernt. Sie roch schon etwas ranzig, nach Futter und Kotze. Mme. Lilli ist konsterniert, nicht panisch wie beim Anlegen, als sie überall dagegen rannte und den gesamten Weihnachtsdekokrimskrams umwarf, aber gepflegt verwirrt. Sie hält es für angebracht sich vorerst nur noch im Zeitlupentempo zu bewegen. Und arg gerupft sieht sie aus, der Unterbauch komplett kahl und beide Schienbeine der Vorderläufe haben Glatze auch am Hals fehlt Fell. Da die Mieze schwarz ist und ihre Haut schneeweiß sieht das sehr traurig aus. Ich spreche ihr Trost und Mut zu und versichere ihr, dass sie für mich immer die schönste Katze der Welt bleibt.
Fortschritte
Gestern früh nach einer Woche 10- bzw. 12-Stundennachtdienste heimgekommen, kurz geschüttelt und dann die Katze eingefangen, in die Transportkiste gesperrt und ab zum Tierarzt. Wundkontrolle und Fäden ziehen auf dem Plan. Ich hab gleich noch mal Blut zapfen lassen zur Kontrolle der Entzündungswerte, leider hielt Mme. Lilli nicht die ganze Zeit still dadurch verrutschte die Kanüle etwas. Gestern Abend hatte sie dann eine geschwollene Pfote, ich führe das auf ihr unkooperatives Verhalten zurück. Schmerzen hat sie keine, ich kann daran herumfummeln, alles frei beweglich und sie läuft auch normal. Heute schon besser. Wunde am Bauch sehr gut verheilt, Fäden konnten problemlos ohne Narkose gezogen werden. Die Halskrause lasse ich zur Sicherheit noch bis morgen dran, damit sie nicht gleich an der Wunde schleckt. Zu meiner Freude hat sie auch wieder ungefähr 100 Gramm zugenommen. Sie liegt jetzt mit Halskrause etwas über 2,4 kg. Sie war immer ein schlankes Mädchen aber das ist noch arg wenig.
Krankengeschichte
Die Katze hat ohne Zweifel die vorweihnachtliche Arschkarte gezogen. Weil die Entzündungswerte immer noch etwas erhöht waren und das Tier weiter abnahm, riet die Tierärztin zur stationären Aufnahme zwecks Röntgen und Sonografie des Bauchraumes. Im Röntgenbild nichts zu erkennen nur eine große Masse, keine Organe darstellbar. Sonografie kaum besser. Das konnte ein großer Tumor sein oder auch Luft oder Wasser. Kann man nur rausfinden, wenn man die Mieze aufmacht und nachsieht. Alternative: zu lassen und bisschen Cortison usw. ins Blaue hinein.
Ich entschied mich für Aufmachen, der Allgemeinzustand war schon so weit runter, dass mir jetzt die letzte Möglichkeit schien, dass sie das überstehen könnte. Vereinbart wurde, dass mich die Ärztin während der OP anruft, falls der Bauchraum vollkommen verkrebst wäre. Dann hätte ich Mme. Lilli einschläfern lassen. Der Anruf kam nicht bzw. erst nach der OP. Die Ärztin hat die Mieze einmal auf links gedreht und dabei keine tumorösen Veränderungen finden können, Organe alle ok. Nur im vorderen Bauchraum ein vergrößerter Lymphknoten und der Darm bisschen träge, sonst keine Auffälligkeiten. Biopsie des Lymphknotens ist erfolgt, gestern das Ergebnis: keine Tumorzellen nur aktivierte Immunabwehr. Leukose ist auch ausgeschlossen.
Also irgendeine Entzündung im Körper. Die Zähne scheiden schon mal aus, habe ich gleich mit checken lassen. Jetzt erholt sich die Mieze und hat am kahlen Bauch einen Riesenreißverschluss. Sie muss zu ihrem Verdruss bis zum Fäden ziehen nächste Woche eine Halskrause tragen. Die ersten Tage ein Drama, jetzt hat sie sich einigermaßen dran gewöhnt. Sie frisst wieder besser und ist auch aktiver. Gestern Wundkontrolle – alles einwandfrei. Ich bin um Jahre gealtert und die Rechnung wird bald vierstellig. Aber alles scheißegal. Hauptsache der Mieze geht es wieder gut.