Gestern bei neblig-trübem Wetter und einbrechender Dunkelheit durch einen verwunschenen Blair-Witch-Wald gestromert. Auf der einen Seite merkwürdige Geräusche vom See her auf der anderen noch merkwürdigere aus der Tiefe des Waldes heraus. Eher als von einer Hexe oder einem irren Hillbilly angefallen zu werden, befürchtete ich von einem graustarigen Jägersmann irrtümlich für einen Schwarzkittel gehalten und zur Strecke gebracht zu werden.
Wald
Nebelwald
Dichter Nebel hängt im Hochwald. Die Stämme der Fichten sind ganz dunkel vor Nässe, unablässig tropft es aus den Baumkronen. Auf dem Waldweg Regenwürmer verschiedener Länge und Nacktschnecken verschiedener Farbe. Die Schnecken versammeln sich an ihren zertretenen Artgenossen, um sie betont langsam zu fressen.
Entdeckungen
Im Wald nach ewigem Suchen eher zufällig zwei alte, madige Pilze im Unterholz gefunden und zum Aussporen an dünne Äste umliegender Bäume gespießt. Weit abseits des Weges dann eine in die Krautschicht eingefilzte aufrecht stehende Kloschüssel. Wieder auf dem Wege eine kleine Ringelnatter – platt gefahren. Deutlich die gelben Halbmonde am Kopf.
Hochsitz im Wandel
Mich interessieren Hochsitze, ich fotografiere sie immer wieder. Man findet sie auch an jeder Ecke des Waldes. Ein Wandel in der Architektur ist dabei unverkennbar. Vor-Wende-Modelle, die es kaum noch gibt, sind einfach gehalten, meist offen und aus vor Ort gewonnenen Stangen zusammen genagelt, häufig einfache Leitern mit Sitzbrett an Bäume angelehnt. Es dominiert der Eindruck des Provisorischen.
Nach-Wende-Modelle sind viel aufwändiger. Meist geschlossene Kabinen mit Fenstern, freistehend. Vorgefertigte Fabrikware. Sie machen den Eindruck eines Häuschens auf Stelzen. Bloßer Fortschritt oder ein weiteres Indiz für die fortschreitende Naturentfremdung?
Jason Vaughn, ein amerikanischer Fotograf, interessiert sich auch für Hochsitze, seine Serie »Hide« zeigt amerikanische Modelle.
Nachtrag:
Ein nachdenklichen Text über Hochsitze: »Der Hochsitz: Trügerische Sicherheit im Sitzen.«
Pioniere
Ich mag Birken. Sie sind einfach schön. Silberweiß und schwarz, schlank und elegant stehen sie da. Aber vor allem mag ich sie, weil sie die Ersten sind, die Ersten bei der Besiedlung verwüsteter Flächen. Sie sind der Anfang vom Wald.