Bei Hitze verzieh ich mich gern ins Gebirge. Gestern ein Streif durch Zinnwald-Georgenfeld und schließlich nach Böhmisch-Zinnwald hinüber. Die ramponierte katholische Kirche Mariä Himmelfahrt mit verwildertem Friedhof hab ich mir dort angesehen. Schief stehende oder umgefallene Grabsteine, wo noch lesbar meist mit deutschen Inschriften, erinnern an die nahezu rein deutschsprachige Besiedlung jenseits der Grenze bis zur Vertreibung der Sudetendeutschen und der darauf folgenden Zerstörung vieler Dörfer im Kammgebiet auf tschechischer Seite. Berührt mich immer wieder als Nachkomme heimatvertriebener Schlesier väterlicherseits.
Als ich am Straßenrand ein Schild las, hielt neben mir ein bärtiger Motorradfahrer und sprach mich freundlich auf tschechisch an. Leider verstehe ich aufgerundet vielleicht fünf Worte in dieser Sprache, das bemerkte er schnell. Deshalb wechselte er zu englisch, um mir mitzuteilen, dass ich mir keine Sorgen machen solle. Wahrscheinlich nahm er an, ich befürchtete von ihm überfallen zu werden. Das war jedoch gar nicht meine Erwartungshaltung, denn ich wurde noch nie von Motorradfahrern am Straßenrand überfallen. Ich habe eher eine Kommunikationsallergie (völkerübergreifend). Zum Abschied brachte er dann seine ihm bekannten deutschen Wörter zu Anwendung und wünschte mir ein schönes Wochenende.