Im Schlosspark Siebeneichen

Zufällig fiel mir der erste Teil der Jugenderinnerungen von Prof. Dr. Otto Richter – „Lebensfreuden eines Arbeiterkindes“ – in die Hand, der 1852 in Meißen geboren und später Begründer des Dresdner Stadtmuseums wurde. Viele Orte, die er beschreibt, kenne ich aus meiner Zeit in Meißen und suche sie immer noch gerne auf. So zum Beispiel das Schloss Siebeneichen und seinen alten Landschaftspark, einer der ältesten Sachsens. Zu Richter Zeit saßen im Schloss noch seit alters her die Miltitze. Den Park hatten sie aber schon frühzeitig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und Richter hielt sich gerne dort auf. Immer wenn ich im Park bin, schaue ich mir die vier alten verwilderten Gräber an, die sich im oberen Teil befinden. Am nachdenklichsten lässt mich jedes Mal das der sechzehnjährigen Sophie Dorothee zurück über die ich einfach überhaupt nichts herausfinden kann.

Sophie Dorothee Freiin von Miltitz
geb. 15. Februar 1873, gest. 14. December 1889
Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn

#1462

»Reden wir nicht schlecht über den Nationalismus. Ohne die nationalistische Virulenz würde über Europa und die Welt schon ein technisches, rationales, uniformes Imperium herrschen. Rechnen wir dem Nationalismus mindestens zwei Jahrhunderte geistiger Spontaneität, freien Ausdrucks der Volksseele, reicher historischer Mannigfaltigkeit zum Verdienst an. Der Nationalismus war die letzte Zuckung des Individuums angesichts des grauen Todes, der seiner harrt.«

Nicolás Gómez Dávila, Sämtliche Scholien zu einem inbegriffenen Text, Nr. 1462

#1226

»Das Bevölkerungswachstum beunruhigt den Demographen nur, weil er fürchtet, daß es den ökonomischen Fortschritt stört oder die Ernährung der Massen erschwert. Aber daß der Mensch Einsamkeit braucht, daß die menschliche Vermehrung grausame Gesellschaften hervorbringt, daß man Abstand zwischen den Menschen benötigt, damit der Geist atme, entgeht seiner Aufmerksamkeit. Die Qualität des Menschen ist ihm gleichgültig.«

Nicolás Gómez Dávila, Sämtliche Scholien zu einem inbegriffenen Text, Nr. 1226

Die Guten ins Töpfchen …

Sie sagen von sich selbst, Sie seien nicht konservativ, sondern reaktionär. Warum legen Sie Wert auf diese Unterscheidung?
»Konservativ kann man eigentlich nur vor einer Revolution sein; nach ihrem Erfolg ist das, was man bewahren wollte, verschwunden. Dann kann man sich nur noch an das halten, was immer gilt, ob die Zeitgenossen das anerkennen oder nicht. Wahrheit ist nicht davon abhängig, dass man ihr zustimmt. …«

Martin Mosebach: »Ich weigere mich, an den Hysterien der deutschen Öffentlichkeit teilzunehmen«, Interviev in der NZZ vom 20.07.2023